16./17.1.2016: SEC-Lehrgang mit Bettina Hoy

 

SEC-Präsidentin Doris Weidmann fragte an der EM in Blair Bettina Hoy spontan an, ob sie für einen Lehrgang in die Schweiz käme. Dressurgymnastik am ersten Tag in Winterthur und Bülach und technisches Springen am zweiten Tag in Winterthur stiessen auf grosses Interesse. "In der Halle können wir im Winter die Pferde mit Stangenarbeit bei Laune halten und die Durchlässigkeit und genaues Führen üben, was uns später im Gelände zugute kommt", kommentierte Hoy ihre gestellten Übungen über Stangen und Cavaletti am Samstag. "Hände tief, spannt euer Kreuz mehr an, arbeitet an eurer Position", hörte man sie immer wieder kommentieren. Am Sonntag war technisches Springen über Ecken aus Stangen, Fässer und alles kombiniert in spannenden Linien angesagt. "Macht den Pferden klar, wo ihr hinwollt, damit sie die Aufgabe verstehen. Nehmt über Schmale nie die erste Distanz aber verliert euren Rhythmus nicht. Im Gelände ist es später gleich in höherem Tempo", zog sie Parallelen aus den geforderten Aufgaben in der Halle und dem Geländereiten draussen.

Am Samstagabend stand sie nach der zügig abgehaltenen Mitgliederversammlung Red und Antwort zum Thema "Mangement des Eventing-Pferdes" und plauderte aus dem Nähkästchen.

Was sind deine Ziele 2016 und wie arbeitest du konditionell drauf hin?

"Grundsätzlich sollte man sich Ziele setzen, sich aber selber wohlfühlen dabei. Ich habe es noch nie bereut, nicht geritten zu sein und habe mich auch schon auf dem Turnierplatz entschieden, in eine tiefere Stufe umzumelden. Für Designer ist das Ziel Rio - wobei neben Michi, Ingrid und Sandra nur noch 1 Platz zu vergeben ist, um den sich die restlichen nun bemühen. Ich setze mir jeweils 2 Saisonziele, ein Frühjahrsziel und ein Herbstziel. Fürs erste Ziel muss man früh beginnen darauf hinzuarbeiten. Je nach Schnee stecke ich in der Halle fest. Bis jetzt konnte ich noch einmal in der Woche am Berg galoppieren. In Warendorf ist es flach, wir müssen verladen und eine Stunde fahren um am Berg galoppieren zu können. Als ich in England war ging das alles viel einfacher. Daher bin ich zum altbewährten Intervalltraining zurückgekommen, um nicht zwei Mal pro Woche verladen zu müssen. So galoppiere ich nun einmal am Berg und einmal Intervall - anfänglich drei Mal drei Minuten in ruhigem max. 400m/Min Tempo und steigere dann die Länge. Am Berg kann ich die Durchlässigkeit weniger überprüfen, weniger mit dem Kreuz einwirken. Am Schluss soll gemäss Chris Bartles die doppelte Anzahl Minuten der Prüfungslänge galoppiert werden. Also wenn ein Viersterncross 11 Minuten lang ist sollen 22 Minuten durchgaloppiert werden. Aber auch das heutige Training über Stangen ist ein gutes Konditionstraining. Das Frühjahrsziel von Designer ist Badminton, weil ich grundsätzlich vor einem Championat lieber über S wie über M reite. Sollten wir nicht nach Rio mit können, ist sein Herbstziel Burghley und das von Seigneur Medicott Pau, da dies bedeutend einfacher ist wie Burghley. Er hat aber erst eine Dreisterne gemacht und soll erst mal ins Laufen kommen. Erstes Zwischenziel für ihn ist Luhmühlen und davor soll er 5 Dreisternprüfungen gehen."

Wie oft setzt du deine Pferde ein?

Je nach Pferd. Designer läuft nur 2 Prüfungen zur Vorbereitung auf Badminton. Allerdings gehe ich bereits im März nach England, da ich mich dort besser drauf vorbereiten kann. Junge Pferde wie z.B. mein 6jähriger, beginnt dort seine Prüfungskarriere. Mit jungen reite ich in England auch mal 3 Prüfungen in 10 Tagen, also am Mittwoch Turnier, am Sonntag nochmals Turnier und dann eine Woche später nochmals. Dazwischen werden nur allfällige Schwachstellen vom vergangenen Turnier repetiert, also z.B. nochmals Wasser geübt, nochmals Aussengalopp trainiert oder ähnlich. Danach haben sie Pause und gehen nur ausreiten. So werden Turniere für sie Alltag und keine aufregende Sache. Generell gehen 5jährige Geländetraining, laufen aber eigentlich noch keine Prüfungen. 6jährig geht's dann los. Wenn die gut vorbereitet sind kanns dann auch schnell gehen mit Lion d'Angers etc.

Wie sieht das Turnier-Management aus?

Nach dem Gelände kühlen - führen - kühlen - führen bis die Temperatur runtergekommen ist. Die deutschen Pferde hängen alle am Tropf, weil sie sich definitiv besser erholen und am Sonntag besser springen. Die Beine werden mit Lehm und feuchten Tüchern oder Papier eingepackt über Nacht. Je nach Startzeit werden sie noch ein- oder zwei Mal rausgenommen nach dem Gelände. Am Sonntag wird getrabt und je nach dem nochmals gekühlt oder was dann nötig ist. Wenn sie gut sind reite ich sie erst nach dem Vet.Check und springe dann auch gern über ein paar Hindernisse, damit sie auf Sprigen eingestellt sind und ich dann später vor dem Springen nur noch wenige Sprünge machen muss. Wir wollen ja die besten Sprünge im Parcours und nicht auf dem Abreiteplatz.

Wie sieht es aus mit Beschlag, Fütterung, etc.?

Wir beschlagen alle 4 Wochen, das kommt noch von England her. So ist der Unterschied vor- und nachher nie gross und ich weiss, dass meine Eisen halten auf Turnier. Bei der Fütterung arbeite ich mit dem Hersteller zusammen und füttere ganz individuell und meine Pferde werden jeden Montag gewogen.

Wie trainierst du dich selber?

Ich gehe 3x wöchentlich ins Fitnessstudio, mache Spinning, das dem leichten Sitz am ähnlichsten ist, Rudern und arbeite mit Gewichten, um mein Kreuz zu stärken. Joggen machen meine Knie nicht mit. Aber ich musste mir nach dem Gelände in Badminton letztes Jahr eingestehen, dass ich im Ziel etwas ausser Atem war und deshalb an meiner Fitness arbeiten möchte. Auch konnte ich Designer nicht immer ideal mit dem Kreuz unterstützen, daher möchte ich das nun stärken. Und ich mache viele Dehnungsübungen.

Wie sieht das Programm nach Prüfungen aus?

Montags gehen sie auf die Weide, dienstags wird ausgeritten, danach die Arbeit wieder aufgenommen. Ich habe wöchentlich drei Fitnesstage eingeplant, einmal wird gesprungen, einmal haben sie frei und gehen nur auf die Weide - die restlichen Tage steht Dressur und Ausreiten auf dem Programm. Meine Pferde gehen jeden Tag auf die Weide. In England sogar nachtsüber und in Gruppen. In Warendorf sind die Weiden leider zu klein dafür, da traue ich mich das nicht zu machen. - Nach der letzten Prüfung im Jahr haben sie einen Monat pure Weideferien. Dann wird 4-6 Wochen das Aufbautraining mit Ausreiten aufgenommen, anfangs eine Stunde im Schritt. Nach diesem Monat beginnt das Programm wieder mit Cavaletti und so wird gesteigert. Designer lief an der EM die letzte Prüfung und ging jetzt im Januar die erste Springprüfung. Ich finde diese pure Weidepause sehr wichtig, damit sie runterfahren und einfach auch mal nur Pferd sein dürfen. Die sind auch immer voll motiviert danach. Das tut ihnen extrem gut!"

 

 

Impressionen Sonntagvormittag:

 

 

Impressionen Samstagabend:


Der kleinste Gast am Samstagabend reiste in grosser Tasche an: Greta

 

 

 

Impressionen (danke, Leila Wanner!) diverser Übungen vom Samstagvormittag in Winterthur: